1001 Möglichkeit: Eine lange Nacht zum Thema Partizipation

Es war ein kurzer, aber gehaltvoller Einstieg ins Thema, den Referent Prof. em. Dr. Theo Wehner von der ETH Zürich in diesen Abend bot. Für Wehner gibt es nämlich drei Hauptgründe für partizipatives Handeln: Empathie, Strategie – oder aber Pseudopartizipation, vorgegaukeltes Mitmachen, obwohl schon alles beschlossen ist.

Der Arbeitspsychologe trat als Hauptreferent an der Langen Nacht der Partizipation auf und eröffnete nach der offizielen Begrüssung den Abend rund um die Themen Teilhabe, Teilnahme, Mitsprache und Mitwirkung mit einem Impulsreferat.

Eine Gesellschaftsaufgabe
Der Anlass, der am 8. September erstmals an der Berner Fachhochschule stattfand, nahm sich der vielfältigen Thematik "Partizipation" an. Organisiert wurde er in Zusammenarbeit vom Verband Offene Jugendarbeit Kanton Bern (voja) und infoklick.ch. Mit dabei rund 80 Teilnehmende, die in Wehners Impulsreferat und in Best Practice Workshops ins Thema eintauchten.

Wie der Abend zeigte, ein Thema, das mindestens so viele Gesichter hat, wie Teilnehmende – oder eben Partizipierende.

Über erprobte Ansätze sprechen
Dementsprechend schwierig erwies es sich, das Thema überhaupt zu definieren und einzugrenzen. So betonte bereits Jonathan Gimmel, Präsident des VOJA, in seiner Begrüssung ans Publikum, dass Partizipation beispielsweise nicht Aufgabe der Jugendarbeit sei. "Partizipation ist eine Frage der Gesellschaft", so Gimmel. Sie betreffe jeden, der am Leben teilnimmt: vom Sportverein über den Politiker bis zum Berufsbildner. An der Langen Nacht der Partizipation solle es darum auch ums "echte Leben" gehen. "Wir wollen heute kein Theorieclub sein – wir wollen über funktionierende, erprobte Ansätze sprechen", führte der VOJA-Präsident ins Programm über.

Projekte stellen sich vor
Entsprechend stellten im Laufe des Abends in zwei Runden Best Practice zehn erfolgreiche Partizipationsprojekte aus den verschiedensten Ecken der Schweiz ihre Ideen, Ziele und ihr Wirken vor. Auch hier beeindruckte die breite Themenpalette: vom Inklusionsprojekt für Kinder mit Handicap über ein Generationenatelier bis zur Einführung in die Wirtschaftswelt. Partizipation hat eben wirklich viele Gesichter.

Ohne offene Ohren keine Partizipation
Diese Vielfältigkeit sprach auch Begrüssungsredner und Regierungsrat Christoph Neuhaus an. In den letzten Jahren habe sich einiges verändert auf Gemeinde-, Kantons- und sogar Bundesebene. So werde beispielsweise der Kanton Bern künftig Partizipationsprojekte stärker fördern und finanziell unterstützen, verriet der Politiker. "Denn gelebte Demokratie zieht alle Teilnehmer der Gesellschaft mit ein."

Perspektivewechsel ist nötig
Der Psychologe Theo Wehner ging in seinem Referat noch einen Schritt weiter. Für ihn beginnt Partizipation bei jedem Individuum selbst. "Partizipieren kann nur, wer fähig ist, die Perspektive der anderen Akteure einzunehmen und so in ihre Welt einzutauchen." Doch, so ein Perspektivenwechsel setze eine hohe Bereitschaft voraus und viel Verständnis. Die besten Rahmenbedingungen dafür seien eine hohe Interaktionsdichte mit allen Beteiligten. "Und ein offenes Ohr", fügte Wehner an.

Offene Ohren und angeregte Gespräche
Wenn auch an der ersten "Langen Nacht" keine allgemeingültige Definition und Lösung für funktionierende Partizipation gefunden wurde: Offene Ohren gab es viele. Ob während der Tagung oder beim anschliessenden Apéro Riche und beim gemütlichen Ausklang im Provisorium46. Im ungezwungenen Rahmen tauschten die Teilnehmenden ihre Erfahrungen und ihre ganz persönlichen Perspektiven aus. Und genossen die lange, laue Sommernacht.

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